Marke des Monats: Februar 2022


Belgien 21.1.2006
Die postume Miniatur aus dem Jahr 1523 zeigt Johannes Ockeghem als „Premier chappellain“ mit seinen Sängern.
 
Johannes Ockeghem
 
Der Sänger und Komponist Johannes Ockeghem wurde zwischen 1420 und 1425 in Saint-Ghislain in Belgien geboren. Er starb am 6. Februar 1497 in Tours. Im Februar 2022 jährt sich sein Todestag zum 525. Mal.
 
Ockeghem erhielt seine musikalische Ausbildung wahrscheinlich an der Kollegiatskirche Saint-Germain in Mons. Erstmals persönlich belegt ist er 1443 als erster von sieben Kapellsängern am Hof von Herzog Karl I. von Bourbon. Ab 1451 war er Sänger an der Hofkapelle des französischen Königs Karl VII. Zahlreiche Dokumente belegen, dass er dieses Amt über 40 Jahre lang innehatte, auch noch während der Regierungszeit der beiden folgenden Könige Ludwig XI. und Karl VIII. von Frankreich.
Parallel zu seinen Aufgaben am Hof wurde Ockeghem 1459 vom König als Schatzmeister der Kirche Saint-Martin in Tours eingesetzt, das damals eines der einflussreichsten und bestbezahlten Ämter in Frankreich war. Als anerkannter Komponist machte Ockeghem auch von seinen Reisemöglichkeiten Gebrauch. Belegt sind mehrere Aufenthalte an verschiedenen Orten in Frankreich, sowie Reisen nach Mailand und Spanien.
Johannes Ockeghem gilt heute als einer der bedeutendsten Komponisten der frühen Renaissance. Er war der erste Komponist, der sich besonders den zyklischen Gesängen der Messe widmete. Sein Requiem ist die erste vollständige Vertonung der Totenmesse und wahrscheinlich war er auch der erste, bei dem die Bassstimme in der Vokalmusik die Bedeutung bekam, die sie für die nächsten 400 Jahre behalten sollte. Seine Kompositionen – zahlreiche Messen, Motetten sowie weitere geistliche und weltliche Werke – weisen eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite auf. Besonders hervorzuheben ist seine kontrapunktische Fähigkeit, die bereits zu seinen Lebzeiten Kenner wie Erasmus von Rotterdam in Erstaunen versetzt hat. So befindet sich beispielsweise unter den nachweislich verschollenen Werken Ockeghems eine 36-stimmige Motette (kaum ein Werk von anderen Komponisten des 15. Jahrhunderts hat mehr als 15 Stimmen). In seinen Werken hat Johannes Ockeghem den polyphonen Stil der franko-flämischen Musik zu jener klassischen Vokalpolyphonie weiter entwickelt, die die europäische Musik für mehr als ein Jahrhundert geprägt hat.
 

Das Video zeigt eine Aufführung des „Ave Maria“ von Johannes Ockeghem beim Chelsea Music Festival in der St. Paul’s German Lutheran Church, New York City, am 8. Juni 2019. Es singt der „Ghostlight Chorus“, ein New Yorker Kammerchor, der 2010 von der Dirigentin Evelyn Troester DeGraf gegründet wurde.