Kategorie: Briefmarken

Shchedryk / Щедрик (Carol of the Bells)

„Schtschedryk“ ist ein ukrainisches Schtschedriwka, ein Neujahrslied, das im Englischen als „The Little Swallow“ bekannt ist. Es wurde 1916 vom Komponisten Mykola Leontovych arrangiert und erzählt von einer Schwalbe, die in ein Haus fliegt, um vom Reichtum zu singen, der mit dem nächsten Frühling kommen wird. „Schtschedryk“ wurde ursprünglich in der Nacht des 13. Januar gesungen, dem Silvestertag (Schtschedry Vechir) im Julianischen Kalender.
„Shchedryk“ wurde später von Peter J. Wilhousky als englisches Weihnachtslied „Carol of the Bells“ adaptiert, nachdem der Ukrainische Nationalchor von Alexander Koshetz das Original am 5. Oktober 1922 in der Carnegie Hall aufgeführt hatte. Wilhousky ließ seinen neuen Text (der nicht auf dem ukrainischen Text basiert) 1936 urheberrechtlich schützen und veröffentlichte ihn. Das Lied wurde in den Vereinigten Staaten und in Kanada populär, wo es stark mit Weihnachten in Verbindung gebracht wurde.
 

Marke des Monats: Dezember 2022

César Franck


Belgien 11.5.1985
Der französische Komponist und Organist César Auguste Jean Guillaume Hubert Franck wurde am 10. Dezember 1822 in Lüttich geboren, das damals zum Königreich der Vereinigten Niederlande gehörte. Er starb am 8. November 1890 in Paris. Im Dezember 2022 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.
 

Nachdem die Familie nach Paris umgezogen war, erhielt César Franck dort Musikunterricht und wurde 1837 am Pariser Konservatorium aufgenommen. 1846 bekam er eine Stelle als Organist an der Kirche Notre-Dame-de-Lorette und von 1851 bis 1858 an Saint-Jean-Saint-François. 1857 wurde er zunächst „maître de chapelle“ und 1858 schließlich Titularorganist an Ste-Clotilde. 1872 wurde er zum Professor für Orgel ans Pariser Konservatorium berufen, wo unter anderem Vincent d’Indy, Henri Duparc und Guillaume Lekeu zu seinen Schülern gehörten.
César Franck war 1871 Mitgründer der Société Nationale de Musique und wurde später zu deren Präsident gewählt. 1885 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
Als Komponist schrieb César Franck zunächst mit wenig Erfolg Klaviermusik. Erst mit dem Antritt seiner Stelle an der Kirche Ste-Clotilde begann er Musik für die Orgel zu schreiben. Dabei hatte er vor allem auch die „einfachen Organisten“ im Blick, die Sonntag für Sonntag den Gottesdienst zu gestalten hatten. Für sie komponierte er zahlreiche kürzere Stücke, die in zwei Sammelbänden mit dem Titel „L’Organiste“ veröffentlicht wurden. Seine heute bekanntesten Werke schrieb er erst in seinen letzten Lebensjahren.
 

Das Video zeigt den Domorganisten Matthias Maierhofer an der Kuhn-Chororgel des Freiburger Münsters mit César Francks „Prélude, Fugue et Variation op. 18“.

Marke des Monats: November 2022

Gaetano Donizetti

Der italienische Komponist Gaetano Donizetti wurde am 29. November 1797 in Bergamo, in der damaligen Cisalpinischen Republik geboren. Als er am 8. April 1848 in seiner Geburtsstadt starb, gehörte diese zum österreichischen Kaiserreich. Im November 2022 jährt sich sein Geburtstag zum 225. Mal.
 


San Marino 12.2.1999
Gaetano Donizetti war einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und gehört mit Gioacchino Rossini und Vincenzo Bellini zu den bedeutendsten Meistern der sogenannten Belcanto-Oper. Neben seinen rund 70 Opern, von denen heute noch zehn Werke regelmäßig aufgeführt werden, komponierte er auch Geistliche Musik, Instrumentalmusik sowie zahlreiche Werke für Gesang und Klavier.
Die auf der Briefmarke dargestellte Oper „Lucia di Lammermoor“ hat seit ihrer Uraufführung am 26. September 1835 am Teatro San Carlo in Neapel eine lückenlose Aufführungstradition und gehört weltweit zum Standardrepertoire der Opernhäuser. Das Libretto für das als „dramma lirico“ bezeichnete Werk in zwei Teilen und drei Akten schrieb Salvadore Cammarano nach dem Roman „The Bride of Lammermoor“ von Walter Scott. Die Oper handelt von zwei Liebenden aus verfeindeten Adelsfamilien, die erst im Tode vereint werden. Die Oper gilt als einer der Höhepunkte in der Epoche des Belcanto und als Meilenstein der romantischen italienischen Oper, mit Lucias „Wahnsinnsszene“ (Il dolce suono) als Höhepunkt.

 


Das Video zeigt die australische Sopranistin Dame Joan Sutherland (1926-2010) in der genannten Szene aus einer Produktion des Sydney Opera House aus dem Jahr 1986.

In Memoriam: Jerry Lee Lewis

Am 28. Oktober 2022 starb der US-amerikanische Rock-’n’-Roll- und Country-Musiker Jerry Lee Lewis im Alter von 87 Jahren im DeSoto County, Mississippi.
 
Jerry Lee Lewis wurde am 29. September 1935 in Ferriday, Louisiana geboren. Im Alter von 21 Jahren zog er nach Memphis, Tennesse, wo er eine Anstellung als Pianist in einer Bar bekam. 1956 spielte er bei der Plattenfirma Sun Records vor, die bereits Rockabilly-Musiker wie Elvis Presley, Carl Perkins, Johnny Cash und Roy Orbison unter Vertrag hatte.
Im Dezember des gleichen Jahres wurde er für eine Session für Carl Perkins eingeladen, die später als „Million Dollar Quartet“ (Jerry Lee Lewis, Johnny Cash, Carl Perkins, Elvis Presley) in die Musikgeschichte einging.
Nach seinem ersten Hit „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ (1957) folgten „Great Balls of Fire“ und „Breathless“. Immer legendärer wurden auch seine Bühnenauftritte: Er spielte mit Händen und Füßen auf dem Klavier, stieß den Hocker weg und tanzte um das Klavier oder zündete es sogar an.
1963 wechselte Lewis zur Plattenfirma Smash Records und widmete sich immer stärker der Country-Musik. Anfang der 1970er Jahre landete er auch in diesem Genre einige Hits wie „Me and Bobby McGee“ und „Chantilly Lace“.
Zwischen 1958 und 2014 veröffentlichte Jerry Lee Lewis 41 Alben. 1986 wurde er in die „Rock and Roll Hall of Fame“ und 2022 in die „Country Music Hall of Fame“ aufgenommen. 2005 wurde ihm der „Lifetime Achievement Award“ für sein Lebenswerk verliehen.
 
Das Video zeigt Jerry Lee Lewis mit dem Hit „Great Balls Of Fire!“ aus dem Jahr 1957.

Marke des Monats: Oktober 2022

Chiquinha Gonzaga

Die brasilianische Pianistin und Komponistin Francisca Edwiges Neves Gonzages (Künstlername: „Chiquinha“) wurde am 17. Oktober 1847 in Rio de Janeiro geboren. Sie starb am 18. Februar 1935. Im Oktober 2022 jährt sich ihr Geburtstag zum 175. Mal.
 


Brasilien 26.4.1977
Als Tochter eines Marschalls und einer Mulattin erhielt Gonzaga eine gute Schulbildung und bekam schon früh Klavierunterricht. Mit 11 Jahren komponierte sie für eine Weihnachtsfeier ihr erstes eigenes Stück. Mit 16 Jahren heiratete sie gegen ihren Willen einen Beamten der kaiserlichen Marine, den sie 1870 jedoch verließ weil er ihr jegliche musikalische Aktivitäten außerhalb der Familie untersagte. Nachdem auch eine zweite Ehe scheiterte, entschied sich die 29-Jährige als alleinerziehende Mutter zu leben und als unabhängige Musikerin zu arbeiten. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Mitarbeiterin in einem Musikgeschäft wo sie den Kunden auch Klavierunterricht anbot. Nebenbei komponierte sie Polkas, Walzer und Tangos, die sie bei Bällen und Treffen von Choro-Musikern zu Gehör brachte. Dort lernte sie den Flötisten Joaquim Antônio da Silva Callado kennen und spielte bald als erste Frau in seiner Gruppe „O Choro do Callado“. Chiquinha Gonzaga gilt als erste Pianistin des Choro. Aus der Notwendigkeit, den Klaviersound an den populären Musikgeschmack anzupassen, gehört sie zu den ersten bedeutenden Komponisten der Choro-Musik. Ihr erster kommerzieller Erfolg war 1877 die Polka „Atraente“. Im Laufe der Jahre schrieb sie etwa zweitausend Kompositionen für unterschiedliche Formationen in Stilrichtungen wie Walzer, Polka, Fado, Quadrillen, Mazurkas, Brasilianischer Tango, Habanera, Choro, Marcha, Dobrado, Lundu, Maxixe und Modinha. 1885 hatte ihre erste Operette „A Corte na Roça“ in Rio de Janeiro Premiere. Der größte Erfolg ihrer 77 Bühnenwerke war 1911 die Operette „Forrobodó“, die nach der Premiere 1500 Mal en-suite gespielt wurde – ein bis heute in Brasilien nie wieder erreichter Rekord. Das letzte Werk der 87-jährigen Chiquinha Gonzaga war 1934 ihre erste Oper „Maria“.
Weniger bekannt ist, dass Chiquinha Gonzaga mit dem Lied „Abre Alas“ 1899 den ersten Karnevalshit der Welt komponierte und damit den Grundstein für die jährlichen Karnevals-Hymnen der Sambaschulen im Karneval von Rio legte. Der Text des Liedes „Abre Alas, que eu quero passar“ (Macht den Weg frei, ich will hier durch), kann fast auch als Gonzagas Lebensmotto angesehen werden, denn trotz ihrer Erfolge musste sie sich als öffentlich tätige Frau in der von Männern dominierten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts immer wieder gegen Kritik und Anfeindungen erwehren.

 


Das Video zeigt die 1994 gegründete brasilianische Formation „Choronas“ mit der Polka „Atraente“ von Chiquinha Gonzaga bei einem Konzert im Teatro Anchieta do Sesc Consolação in São Paulo (28.11.2011).

Marke des Monats: September 2022

Georg Solti

Der ungarische Dirigent Georg Solti (eigentlich György Stern) wurde am 21. Oktober 1912 in Budapest geboren. Er starb vor 25 Jahren, am 5 September 1997 in Antibes (Frankreich).
 
Solti studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest unter anderem bei Béla Bartók und Zoltán Kodály. 1930 wurde er Korrepetitor an der Budapester Oper und von 1935 Assistent von Bruno Walter und Arturo Toscanini in Salzburg. Sein Debüt als Operndirigent gab er 1938 bei einer Aufführung der „Hochzeit des Figaro“ in Budapest.

Ungarn 6.7.2012
Während des Zweiten Weltkriegs war er Assistent von Toscanini in Luzern. 1946 wurde er Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München, von 1952-1961 war in gleicher Position an der Frankfurter Oper tätig und hatte zunehmend Gastauftritte bei großen Orchestern und Opernhäusern weltweit. Ab 1961 war er zehn Jahre am Royal Opera House in London.
Mit der Verpflichtung als Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra (1969-1991) begann für Georg Solti ein zweiter großer künstlerischer Abschnitt. Daneben war er musikalischer Direktor des Orchestre de Paris (1971-1975) und künstlerischer Leiter des London Philharmonic Orchestra (1979-1983). Er dirigierte 1983 bei den Bayreuther Festspielen, mehrfach bei den Salzburger Festspielen und übernahm nach Karajans Tod für zwei Jahre dessen Nachfolge bei den Osterfestspielen.
Bereits 1947 unterschrieb Georg Solti einen Vertrag mit der Plattenfirma Decca und spielte für das Label im Laufe der Jahre alle gängigen Opern von Richard Wagner, Richard Strauss und Giuseppe Verdi ein. Die erste Studio-Gesamteinspielung von Wagners „Ring des Nibelungen“ mit den Wiener Philharmonikern (1958-1965) gilt noch heute als Sternstunde der Schallplattengeschichte. Georg Solti erhielt 105 Grammy-Nominierungen und ist mit 31 Auszeichnungen, der Künstler, der die meisten Auszeichnungen mit der begehrten Trophäe erhielt.
Neben zahlreichen anderen Ehrungen wurde er während seiner Amtszeit in London von Queen Elisabeth II. 1968 zum Commander und 1971 zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
 

Das Video zeigt Georg Solti und das London Symphony Orchestra mit der Coriolan Overture, Op. 62 von Ludwig van Beethoven, aufgenommen 1987 im Barbican Centre in London.

In Memoriam: Olivia Newton-John

Die britisch-australische Sängerin, Songwriterin und Schauspielerin Olivia Newton-John starb am 8. August 2022 im Santa Ynez Valley in Kalifornien.
Newton-John wurde am 26. September 1948 in Cambridge geboren. 1955 übersiedelte die Familie nach Australien. Bereits als Schülerin gewann sie einige Gesangswettbewerbe, gründete eine Girlsgroup und bekam 1966 ihren ersten Plattenvertrag. Mit ihren Songs aus den Bereichen Country, Folk, Pop und Disco gehörte sie zu den größten Stars der 1970er und der frühern 1980er Jahre. Zwischen 1973 und 1983 erhielt sie 4 Grammys und 9 American Music Awards.
Im Laufe ihrer langen Karriere hat Olivia Newton-John mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft und gehört damit bis heute zu den Interpreten, die weltweit am meisten Tonträger verkauft haben. Ihre erfolgreichste Veröffentlichung ist das Soundtrack-Album zum Musical-Film „Grease“, in dem sie neben John Travolta die Hauptrolle spielte.

Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen wurde Olivia Newton John von Königin Elisabeth II. 1979 zum Offizier und 2020 zum Dame Commander des Order of the British Empire ernannt.
Nachdem 1992 bei ihr Brustkrebs diagnosztiziert wurde, ging Newton-John verstärkt an die Öffentlichkeit, um von ihrer Krebserkrankung zu berichten. Sie unterstützte zahlreiche Benefiz-Projekte und gründete eine Stiftung zur Krebsforschung, mit deren Hilfe 2012 in Melbourne das Olivia-Newton-John Canver Wellness & Reserach Center eröffnet werden konnte.

Das Video zeigt Olivia Newton-John mit einem ihrer größten Single-Erfolge „Physical“. Mit diesem Song stand sie Ende 1981 zehn Wochen auf Platz eins der US-Single-Charts, die damit die am längsten auf Platz eins platzierte Single der 1980er Jahre war.

Marke des Monats: August 2022

Swjatoslaw Richter

Der ukrainische Pianist Swjatoslaw Teofilowitsch Richter wurde am 20.3.1915 in Schitomir (Russisches Reich, heute Ukraine) geboren. Er starb vor 25 Jahren, am 1.8.1997 in Moskau.
 
Richters Vater war ein deutschstämmiger Pianist, der 1916 eine Stelle als Organist und Chorleiter in Odessa annahm. Er sorgte ab dem dritten Lebensjahr für eine solide musikalische Ausbildung seines Sohnes.

Ukraine 20.3.2015
Dieser wurde bereits 15 Jahren Korrepetitor am Opernhaus in Odessa und gab 1935 sein Debüt als Pianist. Ab 1937 besuchte er eine Klavier-Meisterklasse am Konservatorium in Moskau. In Moskau lernte Swjatoslaw Richter Sergei Prokofjew kennen, dessen 6. Sonate er 1942 uraufführte. Später folgten die Uraufführungen der 7. sowie der 9. Sonate, die Richter gewidmet ist. 1960 durfte Richter erstmals in den Westen reisen. Dem Debüt am 19. Oktober 1960 in der Carnegie Hall in New York folgte eine große USA-Tournee.
Legendär sind Richters Schallplattenaufnahmen der Werke von Tschaikowski, Schubert, Schumann, Liszt und des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Seine Préludes von Rachmaninow gelten heute noch als eine Art Referenzaufnehmen.
Neben seiner solistischen Tätigkeit spielte Swjatoslaw Richter auch Kammermusik, unter anderem mit David Oistrach, Pierre Fournier, Mstislaw Rostropowitsch und Benjamin Britten.
 

Das Video zeigt Swjatoslaw Richter mit den Klavier Sonaten Nr. 4 in Es-Dur (K282), Nr. 16 in C-Dur (K545) und Nr. 8 in a-moll (K310) von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Aufnahme entstand am 29.3.1989 im Barbican Center in London.